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Auch wenn wir in der Ferne weilen, der 1.August muss stilgerecht gefeiert werden!

 

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  Nachdem Hansruedi wieder aus der Schweiz zurück in Charmes war, beschlossen wir, mit dem Zug nach Epinal zu fahren. Es gibt vom 'Canal de l'Est' einen Stichkanal nach Epinal hinein, allerdings ist der nicht so tief ausgebaggert, und das Risiko auf diesem Stück irgendwo aufzulaufen wollten wir nicht eingehen. Daher war dieser Ausflug die einzige Chance, die Stadt doch noch zu sehen.

An diesem Abend war unser Liegeplatz wieder mal absolut romantisch!

aug-2.jpg (250609 Byte)  Neuviller-sur-Moselle  aug-3.jpg (270114 Byte)

 

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In Flavigny-sur-Moselle überquert der Kanal auf einer 125m langen Brücke (1881 gebaut!) die Mosel. Es ist schon ein komisches Gefühl, in einem Schiff über einen Fluss zu schweben.
Noch komischer war dann aber, dass sich die daran anschliessende Schleuse einfach nicht öffnete. Auf diesem Abschnitt des Kanals werden die Schleusen noch manuell von einem Schleusenwärter (in der Sommersaison meistens Studenten) bedient. Diese kommunizieren untereinander mittels Natel und wissen so immer, was wo unterwegs ist. Daher stehen die Schleusen oft schon bereit, ausser ein anderes Schiff kommt einem entgegen und der Wasserpegel steht für ebendieses richtig. Dann wird, um Wasser zu sparen, gewartet, bis es durchgeschleust hat.

aug-5.jpg (176266 Byte)   Auf dieser Strecke den Schleusier per Funk aufrufen nützt meistens nichts, da diese Schleusenhäuschen nur aus einem containerähnlichen Gebilde und einem Toi-Toi-WC bestehen. Aber auch Hupen brachte keinen Erfolg. Also legten wir am Anfang der Brücke an und erkundeten die Lage zu Fuss. Niemand da. Erst hinter dem Häuschen entdeckte Hansruedi den schlafenden Schleusenwärter, der erschreckt hochfuhr und erklärte, er habe uns nicht gesehen! ... Kein Wunder!

 

(Place Stanislas, Quelle Wikipedia)

Da wir Nancy mit dem Schiff aus unserer Planung gestrichen hatten, aber diese Stadt mit den berühmten Unesco-Welterben-Plätzen doch noch sehen wollten, legten wir in Richardménil an und fuhren mit dem Bus dorthin.
Nancy erlebte einen Bauboom, nachdem der polnische König Stanislas 1737 von seinem Schwiegersohn, Ludwig XV. als Abfindung die Herzogtümer Lothringen und Bar bekommen hatte. Der berühmteste und eindrückliche Zeuge davon ist der 'Place Stanislas' im Zentrum von Nancy.
Aber auch der Rest der Altstadt ist ein Besuch wert. Hier einige Impressionen davon:

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Beim Zmorge in Richardménil am nächsten Tag kündigte sich schon der Herbst an!

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Auf der Weiterfahrt in Richtung Toul stand in der Karte lapidar 'Neuves-Maisons (7,10)'. Das will heissen, dass die Schleuse von Neuves-Maisons einen Hub von 7 Metern 10 hat. Wir, die uns bis anhin immer nur etwas um 3 Meter gewohnt waren, fuhren gespannt in die riesige Schleuse ein. Sie wurde für Grosslastschiffe von 110 Meter Länge und 12 Meter Breite oder Schubverbände von 172 Meter Länge gebaut, unsere Mizar war ein Ameisli darin. Trotzdem wurde diese Wassermenge nur für uns abgelassen! Und wir sanken immer tiefer der Wand entlang. Dabei müssen die Taue immer wieder in weiter unten eingelassene Poller umgesetzt werden. 

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Geschafft! Die Tore öffnen sich, und wir ziehen durch den ebenfalls recht eindrücklichen Stahlkanal auf die Mosel hinaus.

aug-15.jpg (230915 Byte)  Kurz vor Toul dann ein Wegweiser, wie auf der Strasse.
Toul wurde in der Mitte des 17.Jahrhunderts vom berühmten französischen Verteidigungsstrategen Vauban befestigt (er war übrigens auch für die Wehranlagen von Solothurn verantwortlich, was in Hansruedi heimische Gefühle auslöste). Die Stadtmauern sind noch fast vollständig vorhanden, das gibt der Innenstadt ihren eigenen Charakter und eine etwas verwirrliche im Kreis herumführende Strassenanordnung. Der Kanal ist eine Erweiterung des Wehrgrabens, wieder einmal eine neue, ganz spezielle Er-fahrung. Hier die Einfahrt in die Befestigungsanlagen; schnappt er zu, oder nicht?

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Ebenfalls äusserst imposant ist die gotische 'Cathédrale St.Etienne'. Sie wurde (und wird noch) innen und aussen gekonnt restauriert. Dabei wurde auf Schnickschnack verzichtet und die wunderschönen Linien des Kirchenschiffes mit den originalen Farben nachgezeichnet. Auch den Aufstieg auf den Turm liessen wir uns nicht entgehen!

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Ein Mittagspäuschen muss dann aber auch sein!

Hier im Port de France erlebten wir wieder einmal die französiche Mentalität mit Verantwortlichkeiten umzugehen: da die Mizar für den gut belegten Hafen mit Pontons etwas zu lang war (vielleicht wäre es ja gegangen, aber wir wollten die Nerven aller umliegenden Schiffseigner während unseres Manövrierens schonen) legten wir zwischen den zwei Kanalschleusen vis-à-vis des Hafens an. Genauer gesagt, wir legten am Geländer des Quais an. Mit dieser Aktion waren wir aber im Gebiet der VNF (der Gesellschaft für den Unterhalt der Kanäle in Frankreich), damit ausserhalb des Verantwortlichkeitsbereichs des Hafenmeisters. Den zwei Schleusenwärtern oben und unten und der Stadt war das sowieso egal. Im Hafen hätten wir eine Gebühr zahlen müssen, so lagen wir dort drei Tage unbehelligt und gratis (zwar ohne Strom- und Wasseranschluss, macht uns aber nichts, wir sind ohne Probleme so lange autonom). Merci!

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Land-Art, made by Mizar!

Beim Abfahren überraschte uns Mizar als Künstler! Dies ist ein kleiner Teil einer eindrücklichen Grasschlange, die sich zwischen uns und dem Quai schlängelte. Ein Andy Goldsworthy hätte es nicht schöner hingekriegt! Die Sammlung von schwimmendem Gras zwischen Schiffsrumpf und Mauer so malerisch zu präsentieren; was sind wir stolz auf unsere Mizar!

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(Wim am Schlafen.... und kurz nach dem Aufwachen)

Das ist Wim.

Er war Matz drei Wochen zuvor schon aufgefallen, als er in Charmes Richtung Süden an der Mizar vorbeigerudert war. Genau, vorbeigerudert! An diesem Abend, in der Nähe von Lay-St-Rémi, ruderte er zum Tunnel von Foug heraus und legte hinter uns an der Mauer an. Wir luden ihn zum Essen ein, da unser Liegeplatz weg von irgendwelcher Zivilisation war und sein Gefährt nicht nach richtigem Znacht aussah. Während des Essens erzählte er uns, dass er in Holland mit dem Ziel Marseille losgerudert sei. Über Tausend Kilometer und mehrere Hundert Schleusen später wurde er kurz vor Corre von einem Schleusenwärter angehalten und zurückgeschickt. Es sei verboten, die Schleusen mit einem Ruderboot zu benutzen. Was ja auch stimmt. Aber er war ja schon bis dorthin gekommen. Und um wieder zurückzurudern waren ja all die vorherigen Schleusen wieder zu benutzen! Das interessierte den Schleusier gar nicht, und Wim trat den Rückweg an.
Ein richtiger Holländer lässt sich sicher nicht so schnell beeindrucken und kurzerhand wechselte er das Reiseziel. Nun hatte er Paris im Visier. Leider gibt es auf dem Weg den 5 km langen 'tunnel des Mauvages', durch den alle Schiffe von einem Zugboot geschleppt werden. Von den grossen 40m Berufsschiffen bis zu den kleinen Plastikferienbooten. Nur was ist mit einem Ruderboot?
Leider waren wir auf dem Weg nach Norden, auf dem 'canal de la Meuse' in Richtung Verdun. Der Kanal nach Paris, der 'canal de la Marne au Rhin', bog 8 km von unserem Liegeplatz in Richtung Südwesten ab. Wären wir dort durch weitergefahren, hätten wir Wims Kahn als unser 'Beiboot' ins Schlepptau genommen und so durch den Tunnel gebracht.
Wim aber war zuversichtlich, dass er es schon irgendwie schaffen würde, und so war es dann auch! Wir hörten ein paar Wochen später, dass ein verrückter Holländer durch den Tunnel gerudert sei und zwar in einer der Zwischenzeiten, in denen kein Verkehr vorgesehen war!

   aug-27.jpg (154447 Byte)  es gibt auch nicht so Schönes:
- ein Kalkwerk, welches alles in der Umgebung mit weissem Puder einstäubt und das Atmen schwer macht.

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Während unserer Fahrt legten wir immer wieder Arbeitspausen von mehreren Tage ein. Pausen vom Fahren, Arbeit am Schiff. Der Voreigner hatte während 10 Jahren nur gerade das Nötigste gemacht und das ist überall sichtbar. Dieses Jahr stand alles Holzwerk auf dem Programm. So wie oben sahen zum Beispiel die Fensterrahmen aus. Da hiess es abschleifen und mehrere Male lasieren. Eine Heidenarbeit, vor allem später dann für das ganze Steuerhaus. Aber jetzt sieht alles wieder (fast) wie neu aus! Bilder folgen im Septemberbericht! 

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Und dann kam die Einfahrt von Verdun. Wir wussten eigentlich nicht viel über diese Stadt, die in beiden Weltkriegen mitten im schlimmsten Horror eines mehrjährigen Schützengrabenkrieges und Minenhagels stand. Auch hier hatte Vauban bei der früheren Stadtbefestigung die Finger im Spiel, daher musste mit einem Tunnel die Stadtmauer für die Kanalschiffe durchbrochen werden.

aug-31.jpg (152134 Byte)  Es ist immer wieder ein erhebendes Gefühl mit unserem Schneckenhaus mitten in eine Stadt fahren zu können. Wenn es dann dort noch einen Ponton oder einen Quai hat, an dem man anlegen kann, ist die Spannung enorm: hat es Platz für uns oder nicht?

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Es hat geklappt; und hier lagen wir nun, an erster Lage, mitten in Verdun! Dass der Quai de Londres die Vergnügungszeile mit Strassenrestaurants, Kneipenbands mit enormen Verstärkeranlagen und bis frühmorgens laut singenden Jugendlichen ist, macht in dem Moment auch nicht mehr so viel aus. Vor allem, da wir diese Zeit genauso genossen, wie die Anderen!

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Wir blieben eine ganze Woche in Verdun. Alle Sehenswürdigkeiten, die leider fast alle mit dem Schrecken der Kriege zu tun haben, hier zu zeigen und davon zu erzählen würde den Rahmen dieser Seite bei weitem sprengen. Daher nur ein paar Eindrücke davon.

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- das 'monument à la Victoire', schon 1920 zu Ehren der Gefallenen in der einjährigen Schlacht von Verdun erstellt

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- der ehemalige Bischofssitz beherbergt heute das 'centre de la paix'

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- das 'monument aux morts', die fünf Figuren repräsentieren die fünf Waffengattungen der französischen Armee

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Nachtstimmung mit Mizar,

... und Abschied am nächsten Morgen von der 'Zeeleeuw'. Die beiden jungen Schweizer Michel und Franziska waren auf dem Weg nach St.Jean, als wir Nase an Nase am Ponton lagen. (Michel rauschte so schnell davon, dass man die Zürcher Fahne am Bug gar nicht mehr sieht!)

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Auch hier in Verdun musste neben den touristischen Aktivitäten noch etwas gearbeitet werden!

 

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Seit Neustem betreibt die Stadt Verdun einen 'Hop-on-hop-off'-Bus, der die wichtigsten "Sehenswürdigkeiten" verbindet. Mit diesem sind wir dann die verschiedene Stätten besuchen gegangen.
So zum Beispiel das Memorial de Verdun, ein ein- oder auch be-drückendes Museum über die einjährige Schützengrabenschlacht in diesen Hügelzügen. Und das Ossuaire de Douaumont, das Beinhaus, in dem die nicht identifizierbaren Knochen von über 130'000 Soldaten aufbewahrt werden. Zusätzlich ist davor ein Friedhof mit den Gräbern von 15'000 französischen Soldaten angelegt.

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Einschläge von Geschossen in den Stahlbeobachtungsglocken der MP-Schützen. Der Stahl ist von der Energie des Einschlags geschmolzen und weggespritzt! Man stelle sich vor, wie das getönt haben muss!

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Einer der drei versenkbaren Geschütztürme, dieser mit einer 15.5cm Kanone. Es wurden jeweils zwei Granaten à 43 kg von Hand geladen, der Turm angehoben, nach Ansage gezielt und alles wieder abgesenkt. Das Ganze dauerte 20 Sekunden!

Dieser Tag war für uns recht 'heavy' gewesen, hatte er doch wieder mal gezeigt, was für eine Idiotie solche Kriege sind. Es gibt keine Gewinner, nur Verlierer.

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Ein paar schöne Impressionen von einem weiteren Stadtrundgang!

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... und auch etwas Lustiges: wir sind noch nie als 'Vergnügungsdampfer' betitelt worden!

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Die Franzosen lassen jede noch so kleine Gedenkfeier zu etwas ganz Besonderem werden. Hier war es der 65. Jahrestag der Helden des Widerstandes, die an diesem Tag die Brücke vor der Sprengung durch die Deutsche Armee bewahrten und so den Weitermarsch der Alliierten ermöglichten.

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Oh ja, 'spiders do love boats'! ... aber am Steuerrad?
Sind wir da wohl schon ein bisschen zu lange an einem Ort geblieben?

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Monat August:
- 34 h 55'
- 55 Schleusen
- 151 km

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