Juni 2013
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In einer Broschüre über Douai hatten wir gelesen, dass jeweils am Samstag um 11 Uhr ein Konzert mit dem Carillon, dem Glockenspiel des Beffrois, gegeben werde. Zur gleichen Zeit findet jeweils auch eine Führung statt, die es ermöglicht, diese Spezialität der Region etwas besser zu verstehen. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen: ein Carillon in Aktion! Tatsächlich, während des Aufstiegs begann die Glockenspielerin mit ihrem Spiel und der Turm füllte sich mit himmlischen Klängen. Ganz speziell - und laut!
In Douai besuchten wir auch Cathérine und Bernard, ein Schweizer Ehepaar, das auf ihrer eingekürzten Péniche lebt. Wir hatten sie im März in Cambrai getroffen, als sie per Auto mögliche Liegeplätze erkundeten. Wir verbrachten nun schöne und interessante Stunden mit ihnen, erfuhren viel Wertvolles durch ihre Erfahrungen während des Ausbaus. Wir freuen uns, sie unterwegs wieder einmal zu treffen. Französische Farbwahl bei der Brückenbemalung... Bei der Abzweigung der Deûle vom liaison grand gabarit liegt eine 'garage à bateaux', ein ehemaliger Liegeplatz für die Berufsschifffahrt, der heute allerdings nicht mehr gebraucht wird. Für uns also ein schöner Rastplatz. Allerdings hat es nahe beim Quai nicht mehr genug Wassertiefe, darum mussten die Abstandhalter dieses Jahr ein erstes Mal herhalten. In Lille angekommen, konnten wir bei strahlendem Sonnenschein die Stadt erkunden. Schon der erste Eindruck war eine positive Überraschung. Irgendwie waren unsere Erwartungen nicht allzu hoch gesteckt gewesen. So kann man sich täuschen! Ein Blickfang ist auf jeden Fall 'la Grand Place' mit der alten Börse, aber auch die alte Stadt mit dem Kopfsteinpflaster bietet viel Sehenswertes. Genug zu sehen für eine ganze Woche. Wir besuchten den Park um die Zitadelle, offenbar das erste derartige Werk des unermüdlichen Festungsbauers Vauban. Sie wird auch heute noch vom Militär gebraucht und ist daher nur beschränkt zugänglich. Wir fanden auch das Geburtshaus von Charles de Gaulle und stiegen auf den Beffroi dieser Stadt.
Dieser ist wahrhaftig ein Spezialfall. Er wurde erst von1924 - 1932 erbaut und
ist
mit 105m eines der höchsten Betonbauwerke dieser Zeit. Trotz dem jungen
Alter ist er bei der Unesco in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen worden. Lille hat leider überhaupt kein Angebot für die Freizeitschifffahrt. Aber wir hatten mit viel Glück einen Platz benützen können, der normalerweise das ganze Jahr von Willi und Clothilde mit ihrer Péniche belegt ist. Sie waren für diese Woche zur 'Escale à Dunkerque', einem maritimen Fest mit Grossseglern, gefahren. Als sie zurückkamen, legten sie aussen an uns an und Fléo, ihr Kater, annektierte die Mizar sofort. Er inspizierte innen und aussen alles ganz genau und räkelte sich dann den ganzen Tag genüsslich auf unserer Terrasse. Der nächste Aufenthalt war in Wambrechies. Ein sehr sympathisches Örtchen mit genialer ÖV-Anbindung an Lille! Alle 10 Minuten fährt ein Bus direkt in 35 Minuten mitten nach Lille hinein. Das musste natürlich ausgenützt werden! Die Wasserwege, die wir zu dieser Zeit befahren, sind auf Grosstransportschiffe ausgerichtet. Die für uns bisher 'normalen' 38m Freycinets sind hier die kleinsten. Normal sind 60-80m Länge, teilweise bis zu 110m. Bei einer durchschnittlichen Breite von 8 oder 9m gibt das eine Transportleistung um die 1600 Tonnen. In den Schleusen wird manchmal richtig eng 'gestapelt'... Was will der wohl?
Dann passierten wir die französich-belgische Grenze. Das merkten wir vor
allem daran, dass in der ersten belgischen Schleuse unsere Schiffspapiere
verlangt wurden, damit wir korrekt im wallonischen Register eingetragen
wurden. Der Herr sprach französisch. Kein Problem. In Kortrijk lagen wir wiederum eine ganze Woche (diesen Monat war mit so vielen interessanten Orten Schneckentempo angesagt). Die Leie, welche die Stadt durchfliesst, wir hier massiv umgebaut. Dabei entstehen attraktive Parkanlagen und sieben neue, sehr eigenwillig gestaltete Brücken. Und obwohl das Wetter immer noch nicht richtig mitspielte, kam neben dem riesigen Sandkasten fast etwas Sommerstrandstimmung auf. Kortrijk hat einiges zu bieten. Höhepunkte sind die Altstadt mit vielen Fussgängerzonen und Brasserien zum Sehen und Gesehenwerden, die Broeltoren mit der Brücke über den alten Leiearm und vor allem der Begijnhof. Dieser wird zur Zeit restauriert und modernisiert. Die einzelnen Häuschen werden dann vermietet. Jedes hat aber mit seinem eigenen Toreingang, einem winzigen Hof und den paar kleinen Zimmern den Charakter der Vergangenheit behalten.
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