Januar 2022 ![]() |
Über Neujahr hatten Maria und Mende
Besuch von Freunden aus der Schweiz. Für diese machten sie am Sylvesternachmittag eine kleine Ausfahrt mit der Constanta.
Weil das Wetter freundlich war, hatten sie auch uns zu diesem Ausflug
eingeladen. Weit konnten wir allerdings nicht fahren, denn die Schleusen
sind zu
dieser Jahreszeit grundsätzlich für den Freizeitverkehr gesperrt.
Immerhin, auch eine kleine Fahrt zum Europaparlament half uns, vom
ausklingenden Jahr gemütlich Abschied zu nehmen.
Mende wirkte als umsichtiger Kapitän, während Maria sich um das Wohl der
Gäste kümmerte.
Das Europaparlament ist auch vom Wasser aus betrachtet ein eindrückliches Gebäude. Bei diesem Anblick haben wir uns darum fest vorgenommen, bei der nächsten Gelegenheit auch sein Inneres zu besuchen.
Den - für uns - sakrosankten und sehr persönlichen Moment des Jahreswechsels verbrachten
wir ganz alleine auf dem Deck unserer Mizar.
Das Anstossen mit den anderen musste solange
warten!
Am Abend des 6. Januar (Dreikönigstag) waren Evelyn
und Dave für ein Fondue bei uns auf der Mizar.
Wir hatten einen fröhlichen Abend und gemeinsam tupften wir, jeweils mit
einem frischen Stück Brot an
der Gabel, nach und nach die köchelnde Käsesuppe leer.
So kamen wir schlussendlich zum oft verkannten Höhepunkt eines jeden
Fondueessens.
'La
Réligieuse' nennen die wahren Fondue-Kenner aus der Westschweiz die
leicht angeröstete Kruste, die sich auf dem Boden des Caquelons bildet,
sofern man sich beim Essen genügend Zeit lässt. Wer in diesem Moment
noch Appetit hat, für den gilt sie als ausgesprochene Delikatesse. Eine
besondere Ehre erfährt, wer sie genüsslich loskratzen und verteilen darf.
Etwas später hatte
Dave auch noch beim Anschneiden des (französischen) Dreikönigskuchens Glück.
Schon beim ersten Schnitt
traf er auf das 'Goldstück', das ihm erlaubte, die Krone aufzusetzen. Danach erwies er sich
allerdings als ausgesprochen geselliger
Tageskönig! Danke für den schönen Abend und die angeregte Diskussion.
Schon mehrfach (siehe April 2021, aber auch September 2020) hatten wir
die auffälligen Gebäude des Europarates, des Europaparlaments
und des
Europäischen Gerichtshofes bestaunt. Mächtig stehen sie an der Stelle,
wo die Ill, die durch Strassburg fliesst, den Rhein-Marne Kanal kreuzt.
Drei Institutionen bilden bekanntlich das
Fundament der Demokratie: hier die zwei Kammern der Legislative
und die Judikative, während die Exekutive in Brüssel sitzt.
Dabei vertritt der Europarat die einzelnen Mitgliedstaaten der EU und
das Europaparlament die Bevölkerung. (Analog zu Ständerat und
Nationalrat in der Schweiz.) Weil diese Institutionen nicht nur für ein
einzelnes Land, sondern
für ganz Europa zuständig sind, ist es nachvollziehbar, dass sie etwas grösser geraten
sind als anderswo. Vielleicht sogar etwas zu gross, beeindruckend aber alleweil!
Auf dem Ausflug an Sylvester sind uns diese Glaspaläste erneut
in die Augen gestochen.
Ein paar Tage später stand darum endlich unser Besuch beim
Europaparlament auf der Tagesordnung.
Kompliziert und lang ist der Weg zum Eingang des Gebäudes,
weil zur Zeit auf seiner Nordwest-Seite ein weiteres gläsernes Bürohaus im Bau
ist, das beinahe so gross wird, wie das Parlamentsgebäude selber. Vorbei geht es dann an
mehreren Kontrollstellen, wo jeweils Ausweis, Impfstatus, Taschen,
Körpertemperatur geprüft oder nach allfällig mitgebrachten Waffen gesucht wird. Endlich kommt
man danach in das riesige Gebäude, das zunächst mal ... leer scheint.
Empfangen wurden wir immerhin von den Fahnen der Mitgliedstaaten.
Fertig
gestellt wurde der Bau 1999. Er steht auf einem Grundstück von 45'000 m²
und hat 17 oberirdische und 3 unterirdische Stockwerke. Neben 40
Sitzungssälen beherbergt er 1133 Büros.
Zwölf Mal im Jahr tagt hier das Parlament für jeweils drei Tage. Während
dieser Zeit arbeitet ein Heer von Dolmetschern in den rund um den Saal
angeordneten Kabinen und übersetzt jedes Votum, in
welcher der 27 verschiedenen Sprachen der Mitgliedstaaten es auch immer
abgegeben wird, verzugslos in jede andere. Das beinahe Babylonische
Sprachgewirr muss man sich einmal vorzustellen versuchen. Am Ende des dritten Tages zügelt der ganze Tross wieder zurück nach Brüssel, wo
offenbar die wirkliche Arbeit geleistet wird. Das Haus steht danach so leer,
wie wir es angetroffen haben. Lediglich behütet von ein paar
emsigen Geistern, die in den riesigen Hallen umherwuseln.
Diese Leute waren alle sehr freundlich und schienen geradezu erfreut über unseren Besuch zu sein, als ob wir
ihnen endlich zu einer Daseinsberechtigung und etwas Abwechslung in
einem langen Tag
verholfen hätten.
Vielleicht ist gerade darum der
Besuch gratis.
Zu allem Überfluss wird jedem Besucher für den Rundgang ein Kopfhörer-Set und ein
Leuchtkugelschreiber mit aufgesetztem Gumminoppen zum Bedienen der unzähligen Touchbildschirme als
Geschenk überreicht.
Alles produziert in China!
Mit dem kalten Wetter in der ersten Januartagen war auch bei uns nach und nach Ruhe eingekehrt. Die Temperaturen fühlten sich zwar winterlich an, lagen jedoch selten deutlich unter dem Gefrierpunkt. Mit Ausnahme von ein paar sonnigen Tagen war es allerdings zumeist trüb und neblig feucht. Wer nicht wirklich Dringendes zu besorgen hatte, der konnte sich mühelos selber überreden, an der Wärme zu bleiben. Trotzdem hat es offenbar 'schräge Vögel' gegeben, die uns am schon frühen Morgen besucht haben. Im Schnee hatten sie jedenfalls deutlich ihre Spuren hinterlassen (Titelbild).
Diese ruhigen Tage kamen Matz wie gerufen. Fleissig arbeitete sie an ihrem neuen Outfit für die nächsten Steampunk-Anlässe (siehe auch August 2021). Da konnten die Nächte so lang sein wie sie wollten und die Temperaturen tief, das alles tat ihrem Eifer keinen Abbruch.
Zwischendurch machten wir fleissig unsere Spaziergänge. Manchmal in die
Stadt. Manchmal aufs Land.
Die Stadt hat hundert Winkel, die unauffällig, aber ansprechend
sind.
Während das Land mit ruhigen, wohltuenden Momenten aufwarten kann.
Gegen Ende des Monat feierte (König) Dave Geburtstag. Gemeinsam besuchten wir Hafenbewohner (unter Einhaltung sämtlicher Covid-Regeln!) das Restaurant 'La Grande Muraille', das für seine Pekingente bekannt ist.
Während des Monats Januar schossen die Infektionszahlen,
die an den
zahlreichen
Covid-Testzentren in allen Ländern aufgespürt wurden, nicht ganz unerwartet in die Höhe.
Die neue Omikron-Variante des Virus hatte sich schon vor einiger Zeit
als deutlich ansteckender erwiesen als alle bisherigen. Damit stieg auch die Zahl
jener Leute kräftig an, die ihre Zeit in Quarantäne
verbringen mussten. Das bedeutete für sie zumeist 10 bis 14 Tage
Hausarrest.
Sie fehlten nun aber nicht nur beim Pflegepersonal in den Spitälern,
sondern ebenso als Briefträger, Zugführer und Trampiloten usw. Kurz:
überall hatte es zu wenig qualifizierte Berufsleute, was manche Betriebe
an ihre Grenzen brachte. Gleichzeitig blieb die Anzahl der schwierigen Fälle, die im Spital behandelt
oder gar auf die Intensivstation verlegt werden mussten, in etwa
konstant. Das Problem hatte sich also plötzlich verlagert und die Massnahmen
mussten entsprechend angepasst werden. Dafür zeichnete sich zunehmend die Möglichkeit ab, dass mit den
häufigeren Infektionen nun auch die Nichtgeimpften mit dem
Virus in Kontakt kommen würden, mit der guten Chance, nicht allzuschwer
zu erkranken oder gar zu sterben. Gleichzeitig würden die Geimpften
dabei automatisch eine
'Booster-Infektion' verpasst bekommen, die normalerweise kaum spürbare
Folgen hätte.
Die Pandemie schien also auf gutem Weg, sich
selber zu erledigen.
Gute Aussichten für die Zukunft!
Vorausgesetzt, dass nicht plötzlich eine weniger gutmütige Mutation die
Bühne betritt.