März 2023
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Der Monat März wurde für uns zu einem Zwischenmonat in
der Schweiz. Unsere Rundreise durch Frankreich, Spanien und Portugal war
vorbei und wir kehrten mit vielfältigen Eindrücken zurück. Weil wir nach
Möglichkeit die Autobahnen gemieden hatten und uns hauptsächlich auf
Nebenstrassen bewegten, erlebten wir Spanien oft abseits der bekannten
touristischen Gegenden. Unser Fazit ist durchaus positiv und die
Erinnerung an diesen Winter reiht sich mühelos in alles ein, was wir
während der langen Zeit unseres Nomadenlebens angesammelt haben.
Für die Fahrt zu unserer Mizar war es allerdings noch zu früh. In
Terherne, wo das Schiff den Winter verbracht hatte, lag
zeitweilig immer noch Schnee und damit waren die Bedingungen für das
Leben auf dem Wasser nicht wirklich optimal.
Ursprünglich hatten wir zwei Wochen in der Schweiz eingeplant, weil die Pässe und
Identitätskarten erneuert werden mussten, deren Ablaufdatum
unmittelbar bevorstand. Für diese Erneuerung hatten die Behörden eine
Zeit von bis zu zehn Tagen angemahnt.
Ganz unerwartet wurde uns aber durch die bereits
mehrfach erwähnte Website 'trustedhousesitters.com' die Gelegenheit zu einem Housesitting angeboten, die wir nicht
ausschlagen konnten. Im Nachbardorf, kaum zwei Kilometer entfernt von
unserem festen Wohnsitz, wurden Betreuer für zwei noble Maine Coon Katzen
gesucht, die in einer komfortablen Wohnung mit kleinem Garten wohnten. Das ermöglichte uns,
auf angenehme Art einen etwas längeren
Aufenthalt in der Heimat zu planen.
Da die Besitzer nicht wollten, dass die beiden Katzen sich frei in der Umwelt austoben konnten, mussten diese sich, obschon wir uns alle Mühe gegeben hatten, sie angemessen zu unterhalten, gelegentlich mit wilden Träumen zufrieden geben.
Selbstverständlich nutzten wir unsere Zeit in der Schweiz auch dazu,
unsere
Familie und damit die drei Enkel zu besuchen.
Weil die Fasnacht vor
der Türe stand, entwarf Matz in den wenigen zur Verfügung stehenden Tagen ein
einfaches Kostüm. Damit würden die drei Jungen, auf ihren Wunsch als Marienkäfer verkleidet, dem
Umzug folgen können. (Fasnächtler aus Luzern, Solothurn oder Basel
müssen verstehen, dass die fünfte Jahreszeit im Kanton Zürich etwas
anders gehandhabt wird. Vor allem findet sie viel später und lokal ganz
unterschiedlich ausgeprägt statt. Trotzdem
kann sie lustig sein).
Die Näharbeiten wurden von den Katzen mit
Interesse verfolgt, ...
... lange bevor die jungen Marienkäfer endlich ausfliegen konnten.
Dazwischen ergaben sich immer wieder gemütliche Momente, während denen sich zwei unterschiedliche Welten begegneten.
Am zweiten Samstag des Monats veranstaltete die Sektion Zürich des SSK (Schweizerischer Schleusenschiffer Klub) eine Schifffahrt auf dem Rhein, die von der Tössegg zum Kraftwerk bei Eglisau und wieder zurück führte. Während der Fahrt servierte die Familie Frigerio, die das Schiffsunternehmen betreibt, einen reichhaltigen Brunch. Trotzdem fanden wir ausreichend Zeit, vom Oberdeck aus die schöne Landschaft zu bewundern. Auch die Sonne gab sich Mühe, damit dies bei angenehmen Temperaturen geschehen konnte.
Die Aussicht auf die bevorstehende Schiffer-Saison und die Vorfreude der Klubmitglieder liessen die Zeit viel zu schnell verfliegen. Schifferherzen schlagen eben etwas langsamer als andere.
Auf genau diesem Abschnitt des Rheins hatte Matz vor 15 Jahren, unter der kundigen Führung von Heinz
Frigerio, ihre Ausbildung zur
Motorbootsführerin gemacht und danach mit Erfolg die Prüfung abgelegt.
Dieses kleine Jubiläum musste natürlich im familiären Rahmen gefeiert
werden, hatte doch Matz seither viele unfallfreie Stunden am Steuer
unserer Mizar gestanden.
Am Tag darauf reiste Matz zu einem Treffen ihrer Studienkolleginnen aus der gemeinsamen Zeit an der PHZ. Die Frauen, heute alles gestandene Lehrerinnen, haben ihr Studium offensichtlich in guter Erinnerung, organisieren sie doch jedes Mal einen gemeinsamen Anlass, wenn immer wir in der Schweiz sind. An diesem Sonntag tauschten sie ihre Erinnerungen und neuen Erlebnisse bei einem Brunch in Zürich.
Genau zum Frühlingsanfang trafen wir uns vor dem Schloss
Meggenhorn bei Luzern mit Monika
und Hans
von der Baba Jaga sowie ihrem Chico.
Dieser Besuch hat schon fast traditionellen Charakter (siehe auch November
2022). Wir sind langjährige Schiffer-Freunde und haben viele gemeinsame
Erlebnisse und Erfahrungen, die wir gerne immer wieder austauschen. Wir machten einen schönen Spaziergang entlang dem Seeufer
und weil der Tag damit noch lange nicht zu Ende war, genossen wir zu seinem Abschluss
ein ganz tolles Nachtessen in der nahen Hermitage.
(Ganz herzlichen Dank der Baba Jaga Crew!)
Es war ein gutes Gefühl, in der Schweiz unerwartet über etwas mehr Zeit
zu verfügen als üblich. So manches konnte dabei aufgeräumt werden, das zuvor zu lange
liegen geblieben war: Gefreutes, aber auch Unangenehmes.
Besonders gerne haben wir bei einem gemütlichen gemeinsamen Nachtessen
im Restaurant den runden Geburtstag der Tochter gebührend gefeiert,
zusammen mit dem Schwiegersohn und den Enkeln. Mit Freude haben wir aber auch Leute
getroffen, mit denen wir vor Jahren engen Kontakt hatten, der nun aber,
wegen unserer etwas bewegten Lebensweise, einzuschlafen drohte.
Zwischendurch benutzten wir ein paar ruhige Stunden, die Steuererklärung
gewissenhaft auszufüllen und rechtzeitig einzureichen. Wir
hatten aber auch genügend Zeit, vermehrt Zeitungen zu lesen oder
Nachrichten zu hören. Dabei lasen wir von brutalen, sinnlosen
Kriegen und hörten vom fast unvorstellbaren Zusammenbruch einer
einstmals grossen schweizerischen Bank. Einmal mehr sahen wir bei all diesen
Themen, wie skrupellos sich unfähige
Kaderleute während Jahren bereichert hatten und sich dabei für ihre miese
Arbeit selber üppig belohnten. Wir erlebten aber auch, wie hilflos Politiker aller Parteien
argumentierten, während sie in Wirklichkeit zumeist nur ihre eigene Wiederwahl im Blick hatten.
Gelegentlich kostete es einige Mühe, sich von all den schlechten
Nachrichten aus aller Welt nicht allzu sehr den Magen verderben zu
lassen. Das hätte den Lauf der Dinge ja auch in keinster
Weise gebessert. Aber wir machten uns ab und zu trotzdem Sorgen um
den guten Ruf unseres Landes, der - einmal mehr - aus
unterschiedlichsten Gründen seinen Glanz zu
verlieren droht.
In ganz ruhigen Momenten lehnten wir uns trotz allem zurück und durften
dann dankbar
feststellen, dass es das Schicksal bislang mit uns selber recht gut gemeint hat.
So ging dieser Zwischenmonat schneller vorbei als wir uns das vorgestellt hatten und die Rückreise zu unserem Schiff stand plötzlich vor uns. Während der zusätzlichen Zeit war es Matz noch gelungen, einen Platz im Nachtzug nach Amsterdam zu buchen, in einem Zweierabteil des Schlafwagens! In den vorangegangenen Wochen waren diese begehrten Plätze stets ausgebucht gewesen und wir hatten uns damit abgefunden, mit dem Flugzeug zu reisen. Dabei ist die bequeme Zugreise während der Nacht und die damit verbundene frühe Ankunft in Amsterdam so viel angenehmer und machte die Weiterreise nach Terherne erst noch viel einfacher.
Damit schliessen wir den fünften Monatsbericht in einer Reihe, bei der
wir unserem Versprechen auf der Startseite nicht wirklich nachgekommen sind:
wir haben während dieser Zeit kaum über unser Leben auf und mit unserem Schiff
berichtet.
Der Bericht im
nächsten Monat wird aber wieder von der Mizar kommen, auch wenn wir
jetzt selber noch nicht genau wissen, wohin die Reise dann tatsächlich
gehen wird.
Versprochen!