Mai 2025    

Am ersten Mai fuhren wir von der Marina Ferch am Südende des Schwielow-Sees direkt nach Potsdam. Wir waren zufrieden, mit unserem Besuch bereits jetzt einen Liegeplatz für den nächsten Winter gefunden zu haben, wo wir unsere Mizar mit gutem Gewissen werden alleine lassen können. Im Jachthafen Potsdam, in dem wir schon mehrfach gelegen haben, fühlten wir uns von allem Anfang an heimisch (siehe auch Mai 2016 und Juni 2024).
Gleich neben umserem Anlegesteg entdeckten wir ein Blesshuhnpaar mit zwei Kücken, die - offenbar erst vor Kurzem geschlüpft - von den Eltern fleissig gefüttert wurden (Titelbild). Weil der Dampfersteg zwischendurch anderweitig benutzt wurde, machten wir diesmal am Verbindungssteg fest.

Von unserer komfortablen Lage aus beobachteten wir aber auch eine berührende Tragödie und einen Hinweis auf das andere Ende des Lebens. Einem Graureiher, der sich offenbar beim Beutefang übernommen hatte, gelang es während langer Zeit, selbst mit grössten Anstrengungen nicht, den grossen Fisch zu verschlucken, den er gefangen hatte. Das Problem war offenbar sein schlechtes Augenmass, war er doch schon zwei Tage zuvor genau am selben Problem gescheitert. Die Beute von damals ist noch immer sichtbar auf dem Poller, wo sie inzwischen den zahlreichen Möven als willkommenes Futter diente.

 

Vom 2.-4. Mai fand der Steampunkevent Aethercircus Buxtehude statt. Einer der grössten Anlässe in Deutschland, da gleichzeitig auch noch verkaufsoffener Sonntag war.
Matz konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und fuhr für diese Tage nach Buxtehude während Hansruedi auf die Mizar aufpasste.
Glücklicherweise meinte es Petrus gut mit den Teilnehmenden, obwohl es kalt war, schien die Sonne und wärmte so die Stimmung auf.

Es gab viel zu sehen:
Dampfmaschinen aller Art,

  

Luftschiffbesatzungen, offizielle Dokumentenfälscher und Zeitungs'jungen' mit den jeweils allerneusten Meldungen des Tages.

     

Matz traf einige Freunde aus der Szene... auch ein japanisches Paar, das seine Ferien in Europa so gelegt hatte, dass es dieses Wochenende hier verbringen konnte! (siehe Foto unten)
Verschiedene Walking-Acts waren auch unterwegs, faszinierende Wesen von anderen Welten, oder tapfere Entdecker mit speziellen Maschinen...

     

     

Am Sonntagmorgen waren die Strassen menschenleer, ein paar Stunden später sah es an der gleichen Stelle ganz anders aus!

Auch dieser Tag war ein voller Erfolg. Später entdeckten viele, dass noch so viele Freunde da gewesen wären, die man leider nicht getroffen und so verpasst hatte!

     

  

 

Ursprünglich hatten wir geplant, von Potsdam aus erst einmal mit der Mizar quer durch Berlin zu fahren. Das Erlebnis bei unserem ersten Besuch der Stadt hatte uns nachhaltig beeindruckt (siehe Mai und Juni 2016). Neueste Meldungen berichteten allerdings, dass ausgerechnet während den nächsten Tagen mehrere der 24 Std-Anleger an der Spree wegen verschiedenen Veranstaltungen gesperrt waren. Da diese Anlegestellen in der Stadt für uns unverzichtbar sind, haben wir diesen Ausflug auf die zweite Hälfte der Saison verschoben.

Das gab uns unerwartet mehr Spielraum und wir besuchten darum zunächst das Schloss Sanssouci, obschon wir im Mai 2016 schon einmal da waren (siehe dort). Erbaut wurde die Anlage in den Jahren 1745 bis 1747 auf einem wenige Jahre zuvor terrassierten Rebberg durch Friedrich dem Grossen. Offenbar war ihm der Wein nicht gut genug, denn er plante lediglich eine Sommerresidenz. Da man sich gerne an den 'Alten Fritz' erinnert, weil er heute für ein einst grosses Deutschland steht, ist es auch nicht verwunderlich, dass die ganze Schlossanlage gelegentlich mit dem französischen Versailles verglichen wird. In vielem mag das Schloss von Ludwig XIV tatsächlich als Vorbild gedient haben. Im Gegensatz zum Pomp in Frankreich erscheint allerdings die letzte Ruhestätte des 'Alten Fritz', die sich auf der obersten Terrasse befindet, sehr bescheiden. Das entspricht jedoch seinem ausdrücklichen Wunsch. Nach einer (nicht den Tatsachen entsprechenden) Legende, verdankt Deutschland die in der einheimischen Küche unentbehrlichen Kartoffeln dem wohlgelittenen König. Im Andenken daran legen die Besucher fast andächtig fleissig Kartoffelknollen auf seine Grabplatte.

   

 

Der Ausblick auf der anderen Seite des Schlosses in Richtung Norden zum Ruinenberg ist kaum weniger beeindruckend.

Der Park ist grosszügig gestaltet und enthält eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten. Auf unserem Weg zum Neuen Palais, das gerade renoviert wurde und daher geschlossen und teilweise eingerüstet war, kamen wir zunächst beim Chinesischen Haus vorbei. Wir waren mit dem Velo unterwegs und da selbst das Schieben des Gefährts im Park verboten ist, mussten wir uns seinen Rändern entlang bewegen.

 

Das Neue Palais und die Communs am westlichen Rand des Parks waren von Friedrich dem Grossen etwas später, kurz nach dem Siebenjährigen Krieg, erbaut worden. Sie dienten mit 200 Räumen in erster Linie als grosszügiges Sommergästehaus und Festgelände für die Familie der Hohenzollern.

 


Unsere Weiterfahrt mit dem Schiff war recht kurz. Wir fuhren zunächst durch die neue Fahrt in den Tiefen See, dann unter der Glienickerbrücke (siehe auch Oktober 2024) hindurch in den Jungfernsee. Dort fanden wir einen Liegeplatz, dessen Beschilderung uns wie eine Denksportaufgabe vorkam. Wir versuchten, so gut wie möglich den Anweisungen gerecht zu werden, wollten aber dennoch die Anlagen in der Nähe besuchen.

       

Denn dort befindet sich der Neue Garten, den Friedrich Willhelm II ab dem Jahr 1787 bauen liess. Seine Idee war, sich mit einer 'modernen Anlage' vom 'veralteten' barocken Stil von Sanssouci abzusetzen.
Herausgekommen ist ein Sammelsurium unterschiedlichster Baustile und Kuriositäten.

Von unserem Anlegeplatz am Jungfern See erreichten wir - erneut mit dem Velo - zuerst das Schloss Cecilienhof. Das ist das jüngste aller Bauwerke des Gartens und das letzte Schloss, das die Hohenzollern je bauten. Errichtet wurde es auf Anweisung von Kaiser Wilhelm II während des ersten Weltkrieges und zwar für den damaligen Kronprinzen Wilhelm und seine Gemahlin Cecilie. Richtig bekannt wurde es aber erst als Tagungsort der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis zum 2.August 1945. Damals sassen Chrurchill, Truman und Stalin hier zusammen und besprachen die Folgen der Kapitulation der deutschen Truppen nach dem 2. Weltkrieg. Das Schloss wurde damit für kurze Zeit zum Zentrum der Weltpolitik. Von hier aus gab übrigens Truman per Telefon den Befehl zum Abwurf der beiden Atombomben auf Japan.

  

Die Ermitage (Einsiedelei) wurde 1796 an schönster Lage am Jungfernsee errichtet. Das Gebäude war aussen äusserst schlicht und vollständig mit Eichenborke verkleidet. Im Inneren fand sich ein sehr luxuriöser Salon nach astrologischen Richtlinien der Rosenkreuzer. 1964 wurde der Pavillon anlässlich des Mauerbaus in Berlin abgebrochen. Nach dem Fall der Mauer 1989 wurde er ab 1995 wieder möglichst originalgetreu wieder aufgebaut.

Das Marmorpalais am Heiligensee diente König Friedrich Willhelm II als Sommerresidenz. Er war Neffe und Nachfolger des kinderlos gebliebenen Friedrich des Grossen.

Dem Zeitgeist entsprechend wurde die Schlossküche in einer neu erbauten 'Tempelruine' eingerichtet. Sie wurde jedoch durch einen unterirdischen Gang mit dem Schloss verbunden, damit die Gäste am Tisch ja nicht warten mussten.

     

Die Orangerie diente einzig dem Zweck der Überwinterung der Topfpflanzen, die nicht winterfest waren.
Diese wohnten also auch im Winter 'standesgerecht' und komfortabel.

  

Eine Kuriosität bildet noch heute der Elefantenbaum.

Einmal mehr führte uns dann die Weiterfahrt nach Spandau an der Heilandkirche vorbei.

Eine böse Überraschung erlebten wir auf dem Weg dahin. Die Entwässerungspumpe unserer Dusche hatte den Geist aufgegeben, ohne dass wir das rechtzeitig bemerkt hätten. Wir mussten daher eine Menge Wasser aus der Bilge abpumpen, das von der vollen Douchebox dorthin gelangt war. Die defekte Pumpe konnten wir aber auf der Stelle durch ein altes Modell ersetzen, das wir vor Jahren für den Notfall auf die Seite gelegt hatten. Manchmal zahlt sich Vorausdenken aus! Und nach ein paar Stunden werkeln funktionierte alles wieder wie es sollte.

In Spandau legten wir nahe der Einmündung der Spree in die Havel an. Obschon auch hier das Liegen jeden Tag für eine fix deklarierte halbe Stunde verboten ist, hatte selbst die Polizei kein Problem damit, dass wir während drei ganzen Tagen dablieben. Die Beamten grüssten uns anlässlich ihrer täglichen Patrouillenfahrt äusserst freundlich. Auf ein Gespräch mit ihnen wären wir allerdings gut vorbereitet gewesen, hatten wir doch gerade Bilder von mehreren Schiffen gemacht, die aktuell an verschiedenen '24 Std - Anlegern' in Spandau lagen. Genau so, wie wir sie schon im letzten Herbst dort fotografiert hatten!

Von hier aus folgten wir der Havel-Oder-Wasserstrasse, denn unser Ziel war ja immer noch - in weiter Ferne - Stettin und das Stettiner Haff (siehe auch August und September 2016). Und dies, obschon wir in der Zwischenzeit erfahren hatten, dass der Finow-Kanal (siehe August 2016), der ein gutes Stück dieses Weges ausgemacht hätte und besonders besuchenswert ist, wegen Revisionsarbeiten für mehrere Jahre gesperrt sein wird. Das war eine herbe Enttäuschung!
Auf der Havel vor Henningsdorf, wo der Fluss wieder einmal wie ein See aussieht, kam uns ein ganz spezielles Ausflugsschiff entgegen: die Moby Dick. Nicht zum ersten Mal allerdings (siehe auch Juni 2016 und Mai 2017).

An etwas schmaleren Stellen sahen solche Begegnungen jedoch etwas anders aus.

Danach fuhren wir auf der Havel-Oder-Wasserstrasse Richtung Norden und legten beim EWV Hennigsdorf (Erholungs- und Wassersport Verein) für zwei Nächte an. Wir wurden vom halben Verein freundlichst empfangen, gerade so, als ob sie noch nie ein so grosses Schiff zu Gast gehabt hätten, aber auch so, als ob die Fremden auf dem Schiff vertraute Freunde wären.

Der nächste Tag der Reise war für unsere Begriffe eher lang und führte uns, an Oranienburg vorbei, durch die Schleuse Lehnitz. Beim Streckenkilometer 44 bogen wir Richtung Norden ab in den Malzer-Kanal. Wir erinnerten uns, dass es dort, kurz nach der Abzweigung und unmittelbar vor der Schleuse Liebenwalde, eine Anlegestelle für Sportschiffe gibt, wo wir mit einem Platz für uns rechnen konnten. Unsere Erwartung bestätigte sich, und wir richteten uns bequem ein. Einige Meter vor uns lagen zwei Wohnboote vertäut, die den Eindruck machten, schon längere Zeit da zu liegen.
Noch am selben Tag kreuzte allerdings ein Schiff der der WSA (Wasser-Schifffahrts-Amt) auf und stellte auf beiden Seiten der Einfahrt rot-weiss-rote Tafeln auf. Gemäss denen wird künftig selbst das Befahren der Anlegestelle verboten sein. Nach Angabe der Angestellten seien ausgerechnet die zwei vor uns parkierten Wohnboote der Grund für diese Massnahme und die Vorgesetzten sähen keine andere Möglichkeit, sich gegen Dauerlieger zu wehren, als mit einem Verbot. Womit einmal mehr eine der wenigen Anlegestellen für Schiffe, die grösser als 15 Meter sind, verloren gegangen ist!

Im Laufe des Nachmittags sahen - und hörten - wir für dieses Jahr zum ersten Mal Kraniche. Wir würden später bestimmt noch weitere antreffen, sicher auch in grösserer Zahl.

  

Einmal mehr verabschiedete sich ein langer Tag mit einer sehr versöhnlichen Aussicht.

Am nächsten Morgen zeigte ein kurzer Spaziergang, dass neben uns noch andere Bewohner den Reiz der Landschaft zu schätzen wussten. Wir fanden mehrere massive Bäume, die offensichtlich von einer Biberfamilie umgelegt worden waren. Eine beachtliche Leistung für die doch nicht allzu grossen Tiere. Die genauere Betrachtung der dabei angefallenen Spähne machte auf uns grossen Eindruck: es braucht wahrlich starke Zähne und viel Kraft, um hartes Holz mit messerscharfen Schnitten derart zerlegen zu können!
Durch diese Erfahrung aufmerksam geworden, erblickten wir in den folgenden Tagen immer wieder die Folgen der Tätigkeiten der fleissigen Tiere: angefressene und gefällte Bäume, sowie da und dort grosse Biberburgen.

     

Die Weiterreise - zwei Tage später - bescherte uns erneut eine längere Fahrt. Nach rund 30 km legten wir an einer ausrangierten und entsprechend verwahrlosten Haltestelle für Ausflugsschiffe an. Schon ein erster Blick machte klar, dass seit langer Zeit da kein Ausflugsschiff mehr angelegt hatte. Kein Kapitän würde solche Dreckhaufen und den aufgebrochenen Boden sowie die verbogenen Geländer, die keinen Ausgang offen lassen, seinen Passagieren zumuten wollen. Dafür verbot einmal mehr eine Tafel das Festmachen für alle Schiffe, die keine audrückliche Bewilligung der Stadt Eberswalde vorweisen können. Eine solche wäre in der Verwaltung der Stadt zu beziehen. Eberswalde liegt allerdings etwa drei Kilometer weg und ist nur über die Strasse erreichbar. Am Finowkanal, der jetzt für mehrere Jahre geschlossen bleibt. Weil er renoviert wird!
Ganz besonders freute uns der kurzfristige Besuch von Hartmut Ginnow, der uns vor neun Jahren, zusammen mit seinem Freund Heiner Fellmer, auf unserer ersten Fahrt durch den Finowkanal begleitet hatte (siehe August 2016). Mit viel Herzblut hatten die beiden sich damals für den Erhalt und den touristischen Ausbau des historischen Kanals bemüht. Wieder einmal hatte jedoch die Bürokratie den längeren Atem!

Die HOW (Havel-Oder-Wasserstrasse) entspricht an dieser Stelle noch einem üblichen Kanal, der für grosse Schiffe zwar ausreicht, für sie aber während des Kreuzens und besonders beim Überholen Geschick und einige Rücksicht erfordert. Dort begegneten wir dem Schweizer Schiff Sans Souci, an dem wir ohne weiteres vorbei kamen, da wir ja nur gut vier Meter breit sind.

  

Etwas später kamen wir an der Abzweigung zum Finowkanal vorbei, der eigentlich unser vorläufiges Ziel gewesen wäre. Von ganz links (linkes Bild) mündet der Lange Trödel, von Liebenwalde herkommend, hier in die HOW. Er wurde 1609 (!) erstmals als Wasserweg mit zwei Schleusen erwähnt. 1924 wurden die zwei Schleusen - oder was davon übrig geblieben war - zugeschüttet und der Kanal verlandete. Wir erinnerten uns, dass genau vor neun Jahren, im Juni 2016, dieser Kanal samt seinen Schleusen nach 80-jähriger Schliessung und darauf folgender, gründlicher Renovation mit grossem Brimborium neu eröffnet worden war. Das Ganze wurde als neuer Zufahrtsweg für Sportschiffer zum Finowkanal propagiert, für die es sonst im Westen keine Möglichkeit gibt, zum ältesten, noch befahrenen Kanal Deutschlands zu gelangen. Und nun bleibt ausgerechnet dieser historisch bedeutende Kanal wieder für mehrere Jahre geschlossen!

    

Kurz nach dieser Stelle weitet sich die HOW zur wahren Wasserstrasse. Schnurgerade und breit, äusserst grosszügig ausgelegt. Der gerade Weg zum Schiffshebewerk Niederfinow Nord. Ein Blick in die Landschaft, gelegentlich offen und weit, dann wieder eng begrenzt durch die fast sprichwörtlichen Pinienäcker der DDR.

     

Bis wir in der Ferne das neue Schiffshebewerk entdeckten. Es ersetzt das alte Hebewerk Niederfinow, das im Jahr 1934 eröffnet worden war. Das neue Werk hebt und senkt seit 2022 in einem Trog von 125m Länge und rund 28m Breite Schiffe über eine Höhe von 36m. Es hätte eigentlich bereits 2015 in Betrieb gehen sollen, konnte dies aber erst im Oktober 2022. Nachdem es doppelt soviel gekostet hat wie geplant!

Blick durchs Fenster

Vor der Einfahrt

Festgemacht in der Wanne und Blick nach unten

    

Nach der Ausfahrt, der Blick zurück

Am Wartesteg der Westschleuse von Hohensaaten fand ein ereignisreicher Tag seinen Abschluss.

Für die Weiterfahrt am nächsten Tag Richtung Stettin wählten wir die O+HFW (Oder und Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstrasse). Was so kompliziert tönt, ist zunächst nichts anderes als der Kanal, der mehr oder weniger parallel zur Oder in Richtung Nordosten verläuft. Zwar könnte man auch auf der Oder fahren, doch ist das nicht ganz problemlos und stark vom aktuellen, ständig wechselnden Wasserstand abhängig. Sandbänke, die sich immer an neuen Stellen bilden, und Untiefen sind ebenso anspruchsvoll wie die fehlenden Anlegemöglichkeiten. Das wiegt den strömungsbedingten Zeitgewinn und die Einsparung an Diesel für die Fahrt Richtung Stettin nicht immer auf.
Und, wenn wir etwas haben, dann Zeit!


Unseren ersten Stop machten wir bei Stolpe, dem Ort am südlichen Ende des Nationalparks Unteres Odertal. Überragt wird der Ort vom wuchtigen Burgfried einer Burg aus dem 12. Jhd.
Der Weg dort hinauf ist eng und schmal, bietet aber in der Burgnähe eine schöne Aussicht ins Tal der Oder.

   

Die Weiterfahrt nach Criewen war kurz, aber ein Halt lohnte sich wegen des schönen Landschaftsparks nahe der Anlegestelle und dem Info-Zentrum für den Nationalpark.
Der Nationalpark Unteres Odertal bildet zusammen mit mehreren Landschaftsschutzgebieten auf der Deutschen sowie der Polnischen Seite der Oder ein riesiges zusammenhängendes Schutzgebiet, das Teil des Europäischen ökologischen Netzes Natura 2000 ist.

 

Während all der Zeit wunderten wir uns, dass es sehr wenig Schiffsverkehr auf dieser doch so wichtigen Strecke gab. Und wenn, dann waren es die luxuriösen Kreuzfahrtschiffe, wie die vorerwähnte Sans Souci, die, sehr oft unter Schweizer Flagge, vorbeifuhren. Manchmal vier an einem Tag, mit 80m Länge und rund 10m Breite, sowie rund 80 Passagieren. Hingegen waren die polnischen Schuber, die Schrott oder Bauschutt transportierten, äusserst selten. Kohletransporter, die vor neun Jahren noch beinahe den ganzen Verkehr ausmachten, fuhren gar keine. Waren auch hier die Schiffshebewerke zu spät gebaut worden? Oder wären sie gar nicht mehr nötig gewesen? (siehe auch Schiffslift von Strépy-Thieu, September 2013)
Am nächsten Tag ging es an Schwedt vorbei, wo uns das 'trompe-l'oeil' - Gebäude, das uns im August 2016 (siehe dort) so sehr Eindruck gemacht hatte, diesmal eher blass vorkam.

Weiter ging es auf der O+HFW, die nach einigen Kilometern in die West-Oder einmündet, einem Gewässer, dessen Pegel zwar noch kontrolliert wird, während der Fluss selber natürlich verläuft. In Gartz fanden wir die Quaimauer vor, wie wir sie erwartet hatten und bot uns für das verlängerte Wochenende eine komfortable Bleibe.

 

Nach nur ein paar wenigen Kilometern zu Tal fanden wir, kurz nach Mescherin, auf der polnischen Seite der Westoder jenen Steg wieder, der uns schon im September 2016 (siehe dort) als Ausgangspunkt für eindrückliche Beobachtungen der Kraniche gedient hatte. Und wir haben uns die Erfahrungen von damals gut gemerkt!

Während der ganzen Zeit haben wir immer wieder gerne den Alltag für eine halbe Stunde oder so unterbrochen und folgten einmal mehr einem Hörbuch. Diesmal war es 'Marco Polo: bis ans Ende der Welt' von Oliver Plaschka. Das fügte sich gut ein in die Welt von Magellan, wie wir sie mit der Biografie des Seefahrers in den letzten Monaten verfolgt hatten (siehe Februar 2025). Nur spielte die Geschichte diesmal etwa 300 Jahre früher, am Ende des 11. Jahrhunderts und machte damit deutlich, wie sehr sich die Welt während dieser Zeit verändert hatte. Statt mit dem Schiff hatte sich der junge Venetier, zusammen mit seinem Vater und dessen Bruder, auf dem Landweg auf die lange Reise quer durch den eurasischen Kontinent bis hin ins heutige China und weiter nach Südostasien begeben. Und hat nach vielen Jahren von dort auch den Weg zurück wieder gefunden.
Wir hörten dabei die bewegte Geschichte des Protagonisten, wie er sie einem Mitgefangenen im Gefängnis in Genua detailliert erzählt und wie sie, nach der Entlassung der beiden Gefangenen, in Venedig zu einem überraschenden Ende findet.

 

Monat Mai 2025:
- 31h 05'
- 199 km

- 4 Schleusen
- 1 Hebewerk

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